Woche 1 – Tag 1
Heute war ein grosser Tag für uns. Wir sollten am Abend die Miss Handicap 2009, Corinne Parrat treffen.
Zuvor waren wir aber den ganzen Tag in Zürich, pflegten den Austausch mit unseren Klassenkameraden und arbeiteten weiter.
Unser Hauptaugenmerk galt aber ganz klar dem Treffen. Wir waren den ganzen Tag über ein bisschen nervös. Das Interview, das wir durchführen wollten, sollte unser erstes mit eine gehörlosen Person sein. Das würde natürlich speziell werden, wie man sich unschwer vorstellen kann.
Mit Corinne wollten wir als erstes unser Projekt besprechen. Sie war bereits per Mail kurz über das Projekt informiert worden und aus ihren Rückmeldungen wussten wir bereits im Vorfeld, dass sie sich grundsätzlich für unsere Arbeit interessiert. Aber was wir detailliert planen wollten wir ihr direkt mitteilen.
Natürlich haben wir uns auch etliche Fragen notiert, die wir im Bezug auf Gehörlose und Musik gerne beantwortet hätten. Diese Antworten, so hofften wir, sollten uns wichtigen Einblicke geben, wie Gehörlose mit Musik umgehen.
Wir hatten um 18.00 Uhr am Bahnhof Aarau abgemacht und waren natürlich sehr gespannt, wie das Treffen laufen würde. Was wäre, wenn die Kommunikation nicht klappen würde? Was, wenn das Projekt, so wie wir es geplant haben, in eine aus Gehörlosensicht total falsche Richtung ginge? Was, wenn Corinne uns mitteilen sollte, dass das Projekt, so interessant sie es auch findet, eigentlich überflüssig sei? Haben Gehörlose überhaupt Interesse an Musik?
Alles Fragen, die uns im Kopf herum schwirrten und uns, wenn auch nicht gerade in Sorge versetzten, doch beschäftigten.
Nun, die Bedenken hätten wir uns sparen können. Alle.
Die Kommunikation klappte wunderbar. Corinne las uns von den Lippen ab und sprach in Lautsprache mit uns. Und wo nicht alles auf den ersten Versuch klar war, wurde mit Stift und Papier klärend eingegriffen.
Die Erkenntnisse werden wir baldmöglichst in unserer Inquiry Analyse ergänzen. Nur soviel sei hier erwähnt: Die Gehörlosen haben sehr wohl ein Interesse an der Musik und konsumieren diese auch. Was Gehörlose vor allem von der Musik spüren, ist der Rhythmus, was fehlt ist vor allem die Melodie. Das Interesse an einem Gerät, wie wir es planen, ist gross. Ebenso die Vorfreude, mehr von der Musik zu spüren als bloss Rhythmus und Bass. Genauso gross ist die Bereitschaft, Prototypen mit uns zu testen und weiterentwickeln.
Corinne hat uns versichert, noch weitere Interessierte anzufragen und uns somit noch mehr Input aus der Gehörlosenwelt zu beschaffen.
Es war ein sehr charmantes und tolles Treffen und wir freuen uns schon, Corinne oder andere interessierte Gehörlose zu treffen, uns zu unterhalten und mit ihnen zu arbeiten.
Erlebnisse wie dieses heute bestätigen unser Vorhaben und sind sehr motivierend!
Erkenntnisse 01-01
- Gehörlose haben ein Interesse an Musik
- Rhythmus und Bass kann gut gefühlt werden, was fehlt, ist Melodie und Gesang
- Das Interesse an unserer Idee und einem allfälligen Produkt ist gross
- Kommunikationsprobleme konnten wir keine feststellen. Die Gehörlosen haben sich sehr gut darauf eingestellt, die Hörenden zu verstehen. Wenn es Kommunikationsschwierigkeiten geben sollte, dann auf Seiten der Hörenden..